Es war mal wieder ein riesen Puff im Finkezimmer, unserem alten Übungsraum in Interlaken. Deshalb wurde eine Putz- und Grümpelaktion gestartet, die bis sehr spät am Abend dauerte. Auch die Bar wurde aufgeräumt. Halb leere Flaschen fachgerecht entsorgt, was dem Treiben zu zunehmender Heiterkeit, aber abnehmender Effizienz verhalf. Witem, irgend einer oder eine hatte plötzlich ein kleines Papierbündel in der Hand, auf dem offenbar eine Geschichte festgehalten worden war. «Der Jüngling und die rote Versuchung» war der Titel. Urs las vor:
Im malerischen Dörfli Interlaken im Berner Oberland, wo die Kühe sanftmütig muhen und die Berge wie Wächter gen Himmel ragen, lebte ein junger Mann namens Jakob Schnyder. Jakob, ein verträumter Zwanzigjähriger mit einer Vorliebe für astronomische Bücher und halbgegessene Käseschnitten, hatte neuerdings ein ungewöhnliches Anliegen: Er wollte auf den Mars auswandern.
„Der Mars rüeft mer!“ verkündete er eines Abends beim Nachtessen, während er sich ein weiteres Stück Sefiner Alpkäse auf den Teller legte.
Sein Vater, ein praktischer Mann und Hotelier von Beruf, hob eine Braue. „Du redsch wider e Seich. We dr Mars öppis wott, so de sicher ke Nütnutz us Interlake.“
Doch Jakob liess sich nicht beirren. Seit einigen Wochen vernahm er in seinen Träumen eine fremdartige, flüsternde Stimme: „Köbel… he Köbel… chum zu üs. Uf e Mars. Di Beschtimmig wartet…“
In einer klaren, sternenübersäten Nacht, als das Dorf still war und nur das Rauschen der Aare zu hören war, erschien Jakob plötzlich eine leuchtende Gestalt in seinem Zimmer. Das Wesen schwebte über seinem Bett, halb ein Lichtwesen, halb eine alte Öllampe.
„I bi dr Geischt vor kosmische Vernunft“, sprach die Erscheinung in feierlichem Ton. „I rate dier dringend: Hör uf mit däm Chabis! Dr Mars isch nüt für di!“
Jakob, jedoch, war unerschütterlich. „Los Geischt, du griesgrämegi Truurgschtalt! I bi ke gwöhnliche Giel. I bi ne Userwählte! Dr Mars brucht mi! Putz di furt!“
Der Geist murmelte etwas wie „Herjemine“ und verschwand.
Jakob begann unverzüglich mit den Vorbereitungen. Er packte Vorräte – Brot, Speck, einen Sack Nussgipfel und eine Thermoskanne Kaffee-Fertig – und studierte eine alte Wanderkarte, obwohl sie keinen Mars enthielt.
Dann, eines Abends, als das Dorf gerade zur Ruhe kam, geschah das Unfassbare. Ein glühendes Licht, hell wie der Gipfel der Jungfrau bei Sonnenaufgang, erleuchtete einen Steinbruch am Dorfrand.
„Das isch es! Das isch mis Ruumschiff!“ rief Jakob, schulterte seinen Rucksack und stürmte aus dem Haus, während die Nachbarn ihm fassungslos nachblickten.
Tatsächlich fand Jakob auf der Lichtung ein seltsames Gefährt, das aussah wie eine gigantische Fonduepfanne. Eine Luke öffnete sich, und ein Wesen, das entfernt an eine Kreuzung aus Tintenfisch und Alpkäse erinnerte, stieg heraus.
„Jakob Schnyder?“ fragte das Wesen.
„Ja!“ antwortete Jakob mit leuchtenden Augen.
„Stig i. Mier heis pressant.“
Die Reise war kurz und unspektakulär, denn das Raumschiff nahm offenbar eine Abkürzung durch das intergalaktische Emmental. Nach einer gefühlten Viertelstunde landete Jakob auf dem Mars.
Doch kaum ausgestiegen, musste er feststellen, dass der rote Planet nicht gerade ein Paradies war. Der Boden war staubig, die Luft nicht vorhanden, und ausser einem kleinen Roboter namens Ruedi, der monotone Warnungen von sich gab („Achtung, kes Wasser! Schtoub gfährlich!“), gab es nichts Lebendiges.
Jakob wanderte durch die Ödnis, blickte auf die endlosen roten Hügel und rief pathetisch: „Oh Mars, i, Köbel Schnyder, bi da! Wo isch mi Beschtimmig?“
Doch der Mars schwieg.
Nach einer Woche des Herumirrens und einer Diät aus trockenem Brot und grüner Paste aus einer Tube erschien ihm wieder der Geist der kosmischen Vernunft.
„So, Köbel“, sprach der Geist mit einem sarkastischen Lächeln, „wie gfallt dier dis nöie Dehei?“
Jakob, dem inzwischen die Hoffnung wie auch das Wasser ausgegangen war, murmelte: „Es isch… eehhm… inschpirierend.“
„Inschpirierend? Du bisch allei, halb am verdurschte u redsch mit Steine!“ Der Geist seufzte. „Villich lersch du wenigschtens drus, dass Tröim mengisch besser Tröim blibe.“
Doch Jakob schüttelte stur den Kopf. „I bi ne Pionier! Mi Name wird uf ewig in Erinnerig blibe!“
„Ja, in Erinnerig als dümmschte Tourischt“, erwiderte der Geist trocken und verschwand.
Die Tage vergingen, und Jakob erkannte allmählich, dass er womöglich einen Fehler gemacht hatte. Während er in einem Krater sass und rote Staubklümpchen sortierte, dachte er bei sich: „Villich hätti doch gschiider glehrt schwimmen…“
Die Moral der Geschichte? Traue nie einer Stimme im Traum, und denke zweimal nach, bevor du in eine Fonduepfanne steigst.
ENDE
Voll transpiriert durch diese Geschichte fassten die Skanimusser noch am selben Abend den Entschluss, diese unglaubliche Geschichte zu vertonen und zu verfilmen.
Daraus wurde ein derart ambitiöses Projekt, dass es viele Jahre dauerte, bis es endlich vollendet war. Der Aufwand war ebenso galaktisch geworden wie die Geschichte selbst. Aber es musste sein, das waren wir dem Schicksal schuldig und es hatte sich gelohnt.
Am 22.11.2024, im Groupiebunker bei Pizza und Bier, wurde dieses historische Meisterwerk mit seiner eminent wichtigen Botschaft erstmals einem erlesenen Publikum vorgeführt. Ein wahrlich ergreifender Moment, an den sich alle für den Rest ihres Lebens erinnern werden! ;-)
Seit dem Erscheinen des Songs Utopia ist Pizza für zwei Personen zu gewinnen. Gewinnerin ist, wer herausfindet, was in diesem Song gemorst wird (das bi-bi-biiip.. im Hintergreund). Krame dein
altes Pfadi Morse-Alphabet hervor und schickt die Lösung an simel@skanimus.com und die Pizzas sind Dein!